Donnerstag, 14. Januar 2010

Trommeln der Solidarität

Diese Woche regte mich zum Nachdenken an. Zuerst wurde ich am Montag von einem Afrikanischen Musiker mit Geschichten und Trommeleinlagen anlässlich einer Projektarbeit begrüsst, die mich regelrecht mitrissen,

dienstags traf ich einen amerikanischen Einwanderer in der Strassenbahn, der mir von seiner Suche nach den eigenen Wurzeln in der Schweiz und seinem Leben als Obdachloser erzählte, als ob ich sein bester Freund wäre.

und mittwochs tanzte ich vor einem Publikum und höre anschliessend eine ergreifende Rede des Afrikanischen Musikers.

Die Botschaft: In schlechten Zeiten soll man sich an gute Erinnerungen klammern, und nie das Vertrauen in sich selbst verlieren. Musik ist nichts ohne die Gefühle der Menschen, die sie produzieren.

Diese Worte aus dem Mund eines Mannes, der wohl so einige schlechte Zeiten durchgemacht hat, stimmten mich nachdenklich.

Noch nachdenklicher wurde ich, als ich gestern von dem schweren Erdbeben in Haiti gehört habe. Die wenigen Bilder die übermittelt werden konnten waren dramatisch genug um mir jedes Wort des Trommlers wieder ins Gedächnis zu rufen. Ich fragte mich, wie es wohl wäre seinen gesamten Besitz zu verlieren, die gesamte in mühseliger Arbeit aufgebaute Existenz.

In solchen Momenten wünscht man sich zu helfen.

Deshalb war die Frustration natürlich gross als ich erfuhr, dass die Hilfsmannschaften aus allen Ecken der Erde kaum eine Möglichkeit hatten überhaupt ins Krisengebiet zu gelangen.

Ich dachte schon es könne nicht mehr schlimmer kommen, da musste ich in der Zeitung lesen, dass skrupellose Zwischenhändler die Ticketpreise für Flüge nach Haiti in die Höhe schnellen liessen. Beim lesen dieses Artikels kam mir dann wortwörtlich die Galle hoch.

Weltweit wird Geld gesammelt um den Menschen in Haiti zu helfen. Helfer und Ärzte aus allen Teilen der Erde stehen bereit um ins Erdbebengebiet geflogen zu werden.

Und in dieser Situation, wo es um Leben und Tod von tausenden Menschen geht,
gibt es noch Leute, die Profit machen wollen, Profit mit dem Unglück Anderer.

Das ist unmoralisch und Menschenfeindlich!

Wie sehr die Menschen sich auch unter sich bekriegen und bekämpfen, so sind sie dennoch aufeinander angewiesen. Die Solidarität zwischen den Ländern und Völkern der Erde ist essenziell für deren Bestehen.

Und all diese Gedanken können ausgelöst werden durch einen einzigen Trommelschlag eines Afrikaners, durch ein einziges kurzes Gespräch mit einem Amerikaner, oder durch einen einzigen kurzen Artikel in einer Zeitung.

Denn hinter jedem Menschen steht eine Geschichte, und hinter jeder Geschichte eine Moral.

Dienstag, 12. Januar 2010

Ich bin doch nicht blöd!

"... ist gerade nach hause gekommen und macht sich ne Dose Ravioli"

"... hat Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken:-("

"... war gerade auf der Toilette, ist jetzt aber wieder zurück."

Mal ganz im Ernst... Wen interessiert das???

Täglich bekomme ich auf einer gewissen Internetplattform für sozial schwache Menschen 300 Benachrichtigungen, dass sich Irgendwer mal wieder über Irgendwas den Kopf zerbricht.

Grundsätzlich ist ja nichts daran auszusetzen, dass sich jemand öffentlich präsentiert und den Leuten mit Waschweiberkomplex Gesprächsstoff liefert, aber Statusmeldungen wie die oben genannten gehen klar zu weit.

Diese Meldungen dienen Laut Wikipedia dazu, die Mitglieder einer Community über den "Zustand" eines angemeldeten Mitglieds zu informieren.

Was heisst das?

Meiner Interpretation zufolge heisst das, dass man den Leuten seinen gegenwärtigen Zustand im Internet zeigt. Ein schlichtes "online" oder "sitze vor dem Bildschirm" sollte also eigentlich reichen. Weil das aber ziemlich langweilig ist, wird diese Funktion auch für unltrakurze Blogeinträge verwendet.

Leider wird durch diese "Vertwitterung" des eigenen Profils der typische Charakter und das Layout der Community total zerstört. Es bleibt weder Platz für aktuelle Fotos, noch für peinliche Quizergebnisse.

Wer bloggen will, tut das in einem Blog, wer twittern will, tut das auf Twitter.

Schön wärs.

Diese Umstände rauben mir allerdings nicht nur die Nerven, sondern bereiten mir auch Sorgen. Sie zeigen nämlich, dass ein Grossteil meines Bekanntenkreises sich öffentlich zur Schau stellt und mehr Zeit vor dem Computer verbringt, als man mir selbst immer vorwirft. Wie kann es sonst möglich sein, dass pro Tag mehrere hundert Statusmeldungen angezeigt werden, wenn zum Zeitpunkt meines Logins nur 15 "Freunde" online sind?

Ich möchte mit diesem Eintrag meinem Ärger über unnötige Benachrichtigungen Luft verschaffen und meiner Besorgnis über die immer stalkingfreundlicher werdenden Menschen Ausdruck verleihen.

Das Internet ist zwar eine unerlässliche Parallelwelt geworden, ohne die wohl das ganze System zusammenbrechen würde. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass wir im Internet eine ähnliche Situation vor uns haben, wie wenn wir vor einer riesigen Menschenmenge auf einer Bühne stehen würden. Würden Sie dann immernoch auf ihr eben getätigtes Geschäft in den sanitären Anlagen aufmerksam machen? Ich denke wohl eher nicht.

Man merke:

- Schreibe nur was alle Menschen wissen sollen.
- Schreibe nur was die Menschen interessiert
- Schreibe die richtigen Dinge an die richtigen Orte.

Wer diese drei Grundregeln befolgt, darf sich einen vernünftigen Blogger schimpfen. Für alle anderen bieten sie eine wichtige Faustregel für die Sicherheit ihrer Privatsphäre.

Das Internet ist kein Spielzeug, sondern ein Mittel zur schnellen, weltweiten Verbreitung von Informationen.